Booklover Conference: Ich bin wieder da!

Veröffentlicht auf von Helen B. Kraft

Hallo ihr Lieben, ich bin zurück. Mein Kopf quillt über vor neuen Eindrücken und Informationen. Nach dem ersten Durchschnaufen will ich euch daran teilhaben lassen, was ich erleben durfte. Weil die einzelnen Vorträge aber ein Gros an Informationen beinhalteten, werde ich nicht in einem Blogeintrag darauf eingehen, sondern die einzelnen Beiträge aufteilen.

Angela Weiß (Veranstalterin & Verlegerin Plaisir d'Amour Verlag) hat sich große Mühe gegeben, die Veranstaltung so erfolgreich zu gestalten, und ich muss sagen: Hut ab! Es war auch in diesem Jahr wieder grandios.

Freitag, 31. August 2012:

Ich habe es doch noch geschafft, am Freitagabend an der Kathedralen-Führung in Oppenheim teilzunehmen, ehe wir geschlossen zur Weinprobe gefahren sind. Die Führung war informativ und vor allem lustig. Wer glaubt schon, dass ein Örtchen mit knapp siebentausend Einwohnern eine Kathedrale hat … und dann noch so eine schöne! Wenngleich ich darauf hätte verzichten können, dass der Küster, der uns mit viel Humor das Gelände gezeigt und erklärt hat, im Beinhaus plötzlich einen echten Knoche in der Hand hielt und damit herumwedelte. Dass ich von Schädeln und Gebeinen umgeben war, hatte mir bis dahin eigentlich genügt.

31082012057 Beinhaus Marienkirche, Oppenheim
20.000 Gebeine aus der Zeit von
1450-1750


Zur Weinprobe werde ich nicht allzu viel berichten, da ich versprochen habe, darüber das Mäntelchen des Schweigens zu breiten. Allerdings neige ich mein Haupt vor all jenen, die bis zwei Uhr nachts im Hotel noch den Barkeeper beschäftigten und am nächsten Tag trotzdem fit waren. Chapeau!

Samstag, 1. September 2012:

Aber nun zum eigentlichen Thema. Lars Schultze-Kossack von der Literarische Agentur Kossack eröffnete die Konferenz mit seinem Vortrag "Vom fertigen Manuskript zum Erscheinen im Buchhandel". Leider spielte ihm die Technik einen Streich, so dass er anfangs "freihändig" agieren musste, was er jedoch ganz hervorragend gemacht hat.

01092012058 Lars Schultze-Kossack


Er gab den Zuhörern nochmals einen Überblick über das Wie und Wo des Bewerbens und dass es gerade bei Belletristik wichtig ist, sich nicht nur mit dem Anfang eines Manuskriptes vorzustellen, weil recht schnell das Gesamtmanuskript angefordert werden kann und wer dann nichts vorzuweisen hat, schaut mehr oder weniger in die Röhre.
Im Gesamten heißt das sobald ein Agent eine Bewerbung erhält:


Der Agent prüft zunächst anhand der Leseprobe (50-60 Seiten), ob der Autor überhaupt schreiben kann. Gibt es einen Spannungsbogen? Fehlt der in der Leseprobe, sollte der Autor sich überlegen, nochmal die Schulbank zu drücken. Lars Schultze-Kossack wies eindeutig darauf hin, das Schreiben durchaus gelernt sein will. Man müsse zwar nicht unbedingt jeden Schreibratgeber als Wort Gottes ansehen, aber wer sich eine gewisse Quintessenz daraus zieht, macht mit Sicherheit nichts falsch. Zudem sollten Autoren bereit sein, sich weiterzuentwickeln und nicht stillzustehen, was aber nicht gleichbedeutend damit ist, auf jeden Trend aufzuspringen. Ein Autor sollte nur das schreiben, womit er sich wohlfühlt, weil ein authentischer Autor vom Publikum eher angenommen wird, als jemand der unter Zwang einem Trend folgt. Natürlich gibt es Autoren, die dies können, aber dazu gehört eine Menge Erfahrung und handwerkliches Können – und so etwas benötigt einfach Zeit.
Als nächstes folgt eine detaillierte Prüfung, ggf. Änderungsvorschläge und Feedback an den Autoren. Das Skript soll vorzeigefähig gemacht werden. Natürlich werden Verlag und Verlagslektor sicher auch noch Änderungen vorschlagen, aber bis es soweit ist, sollte man sich auf die Erfahrung der Agenturen verlassen.
Neben einem aussagekräftigen Exposé, einem ordentlichen Autorenportrait und dem Manuskript (natürlich!) muss auch der Agent an das Projekt glauben. Dann kann es losgehen.
Der Agent übernimmt die Verhandlungen mit den Verlagen. Aber eines sollte man als Autor nicht vergessen. Verlage nehmen 100 bis 150 Manuskripte an, die nur als Lückenfüller dienen. Man sollte also auch bei großen Verlagen immer im Hinterkopf behalten, dass der Autor mitarbeiten muss, wenn er ein Buch erfolgreich sehen will. Nicht alle Titel werden als First Place-Titel gehandelt.

Für Verlage ist insbesondere auch wichtig, ob der Autor nur eine Eintagsfliege ist, oder ob weitere Projekte nachkommen. Davon hängt dann natürlich auch die Platzierung im Portfolio eines Verlages ab. Der Agent bietet also das Manuskript an und im besten Fall kommt es zu einem Bieterverfahren zwischen verschiedenen Verlagen. Es liegt im Interesse des Agenten, so viel wie möglich für seinen Schützling herauszuholen.

Ist das Manuskript verkauft, bekommen Lektorat, Vertrieb und Marketing das Manuskript, um die beste Strategie zur Vermarktung aufzusetzen. Alle Rädchen müssen perfekt ineinandergreifen, damit das Buch ein Erfolg wird. Das Manuskript wird redigiert, korrigiert und satzlektoriert. Trotzdem bedeutet das nicht, dass der Autor jede Änderung annehmen muss, er hat durchaus – in gewissen Grenzen – ein Recht auf Durchsetzung.

Lars Schultze-Kossack wies darauf hin, dass Coverbriefing, Erstellung der Marketingcampangne und alles was sonst noch daran hängt, viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Derzeit werden Romane, die im Juli/August diesen Jahres an Verlage verkauft wurden, erst im Frühjahr 2014 erscheinen. Als Autor sollte man also einiges an Geduld mitbringen.

Übrigens es wird gerne gesehen, wenn Autoren sich aktiv am Vertrieb beteiligen. Wer also eine tolle Idee für ein Cover oder später beim Marketing hat, sollte diese ruhig vorbringen. Ob sie dann genommen wird, ist eine andere Frage, aber Verlage nehmen dies wohl sehr positiv auf.

Im besten Fall schaltet der Verlag eine Verlagsvorschau von sechs bis acht Seiten. Ein Autor in einer solch umfangreichen Verlagsvorschau kann davon ausgehen, dass der Verlag ihn als Bestseller-Autor ansieht.

Zu guter Letzt noch ein Vorschlag von Lars Schultze-Kossack:
Die meisten Agenturen und Verleger lesen die Manuskripte über Smartphones, weswegen nicht jede Agentur von der Schriftart Courier begeistert ist (Lars Schultze-Kossack zum Beispiel), weil die Texte auf diesen Geräten schlecht lesbar sind. Der Agent empfiehlt, bei den Agenturen und Verlagen anzurufen und zu erfragen, was gewünscht wird.

Wie fandet Ihr den Beitrag? Zu lang, zu kurz? Lasst es mich wissen!

Der nächste Bericht folgt morgen ...

Veröffentlicht in Autorenleben

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