Zwei Seiten einer Medaille

Veröffentlicht auf von Helen B. Kraft

Wie immer gibt es nicht nur Höhen, sondern auch Tiefen. So bezahle ich meine tolle Abnahme damit, dass man mich zur selbstgemachten Pizza einlädt und ich zwei Tage später wieder die Hälfte des Abgenommenen auf den Hüften habe. Oder die Freude über die Fertigstellung eines Manuskriptes wird durch grandiose Beta-Arbeit getrübt, die für meinen Geschmack viel zu viele Bezugsfehler oder andere "katastrophale" Fehler aufdeckt. Im aktuellen Fall ist es meine Freude darüber, dass sich meine Verlegerin gemeldet hat, die einer traurigen Nachricht einer guten Freundin gegenübersteht.
Es ist nicht alles schwarz und weiß, heißt es. Und doch wünsche ich mir, dass manche Grauzone deutlicher ausgeschildert wäre, damit man darum herumgehen kann. Wenn auf Freude Freude folgen würde oder auf Glück noch mehr Glück. Aber so ist das Leben nicht.
Gott, ich drifte ins Philosophische ab, dabei hab ich davon gar keine Ahnung. Ich habe es einfach schon lange aufgegeben, mir allzu viele Hoffnungen zu machen. Dann wird man nicht enttäuscht, sag ich mir immer. Doch es ist ganz anders.
Denn wenn man sich keine Hoffnungen zu machen glaubt, gibt es immer noch dieses dünne, leise Stimmchen, dass dir sagt: Hey, vielleicht wird es ja doch etwas mit "dem Lottogewinn/der Veröffentlichung/der Einladung/der Gehaltserhöhung" (hier darf jeder ein x-beliebiges Beispiel einsetzen). Fakt ist, es kommt erstens anders und zweitens als man denkt. Das war immer so und wird auch immer so sein.

Wir können nicht auf Zehenspitzen durchs Leben tänzeln und hoffen, uns erwischen die schlimmen Dinge nie, sondern nur die guten. Weil wir es uns verdient haben. Da frage ich mich doch: Wer hat nichts Gutes verdient? (Außer der Person, deren Hund mir ständig vor die Haustür k…t. Der wünsche ich nur das aller Schlimmste – dem Herrchen, nicht dem Hund.)
Wenn alles perfekt wäre, würde wir in Gan Eden leben und nicht auf der Erde. Aber selbst das hätte ein paar nicht zu unterschätzende Nebeneffekte. Wir müssten immer weiße Kleider mit Sandalen tragen. (Und seien wir ehrlich, es gibt Menschen, denen steht sowas einfach nicht!) Wir würden uns nur noch gesund ernähren! (Keine Pizza, kein Eis, keine Völlerei – und oh Gott, kein Waldgeist *zitter*.) Kein hemmungsloses Nachgeben unserer Triebe und Gelüste. Und um das ganze abzurunden, in regelmäßigen Abständen müssten wir alle zum Harfenunterricht. Brrr. Na dann strampel ich mir hier unten lieber einen ab, nehme Misserfolge und schlechte Nachrichten in Kauf, für das bisschen Glück in Form von Lust, Liebe und Völlerei – und ohne Harfenunterricht.
Bye-bye Gan Eden, hallo gute alte Tretmühle. So schnell wirst du mich nicht los!

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T
<br /> Aber ich liebe Deine Bezugsfehler doch so! <br />
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