BookLover Conference: Wie prokrastiniere ich Piraten (Ein Fazit (3))

Veröffentlicht auf von Helen B. Kraft

Okay, beim Titel habe ich einiges durcheinander geworfen, denn neben dem wieder einmal hoch interessanten Beitrag von Andreas Kaspar (CounterFights) hat uns André Wiesler in einem kurzen Workshop erklärt, wie man mal so richtig prokrastiniert. Glaubt ihr nicht? Dann lest weiter!
Beginnen wir mit Counter Fights. Schon im Vorjahr hat Andreas Kaspar darauf hingewiesen, wie schädlich Internetpiraterie ist.
Dieses Mal geht er sogar einen Schritt weiter und klärt auf, weswegen gerade der illegale Vertrieb von Musik mit dem von Romanen nicht vergleichbar ist. Die Kritiker der "Piratenjagd" sagen, das Problem löse sich ähnlich wie bei der Musikindustrie irgendwann von selbst. Doch der Vergleich hinkt, da eine Musikdatei keinesfalls mit einer geschriebenen Datei vergleichbar ist.
Als Autorin hat mich die Tendenz zur Gesetzlosigkeit maßlos entsetzt. Doch Kaspar weist auch darauf hin, dass man den Markt bereinigen kann. So hat nach einem Hinweis von Counter Fights Ebay einen rasanten Feldzug gegen illegale Anbieter von Texten gestartet und sein System von Grund auf bereinigt. Innerhalb eines Tages war das Auktionshaus piratenfrei. Ein Beispiel, das Schule machen sollte.
Und bevor jetzt die Verfechter von teilbaren Texten wieder aufbegehren, dass man die Werke doch kauft und Taschenbücher auch beliebig weitergeben kann, möchte ich Folgendes anmerken:
Kaufe ich ein Buch im Laden, kann ich es zwar auch weitergeben/verschenken/verkaufen. Aber nur 1x. Dann muss genau dieses Buch wieder weitergegeben werden oder landet für immer in einem Buchregal. Leite ich eine illegale Datei weiter, so erfolgt die Verteilung in Minutenschnelle an beliebig viele Anlaufstellen – und seien wir ehrlich, es ist nicht immer nur die beste Freundin oder die Mama, die die Datei erhält.
Uns Autoren wird damit das Wasser abgegraben. Wer illegal downloaded bestraft nämlich nicht, wie vielerorts angenommen, die Verlage, sondern einzig und allein die Autoren, die von dem wenigen was sie für ihre Werke bekommen würden, nun gar nichts mehr erhalten.
Ich könnte mich jetzt darin ergehen, wie zeitaufwändig es ist, einen Roman zu schreiben, die anschließende Nachbearbeitung etc. pp, doch das werde ich nicht. Wer auch nur den leisen Hauch von etwas gesundem Menschenverstand besitzt – oder einmal selbst versucht hat, einen ordentlichen Text aufzuschreiben, dem wird klar sein, dass sich 200-300 Seiten nicht über Nach schreiben. Und damit beende ich das Thema und danke noch einmal sehr herzlich Andreas Kaspar für die Einblicke in die Entwicklung des Piratentums und der Jagd danach, seit das Problem bekannt wurde.

Kommen wir nun zu des Autoren liebster Tätigkeit: dem Prokrastinieren. Jeder Autor kennt es, jeder Autor schämt sich dafür (offen, im Geheimen lieben wir es – gebt es zu!).
André Wiesler hat mir während seines Vortrages, der wie immer unterhaltsam und lustig anmutete, noch weitere Tipps gegeben, womit ich meine Schreibzeit füllen kann. Aber Spaß beiseite. Ziel des Workshops war es, herauszufinden, was Zeitdiebe sind und wie man sie bekämpfen kann.
2013-09-07-038Dank Wiesler weiß ich nun, dass Hausarbeit zwar notwendig, aber nicht dringend ist, dass Familienzeit zwar wichtig, aber durchaus verschiebbar ist. So hart das klingt, er hat Recht. Bin ich berufstätig, verbringe ich meine Zeit außerhalb von Familie und Hausarbeit damit, meiner Arbeit nachzugehen. Und Schreiben ist ebenfalls Arbeit, egal ob haupt- oder nebenberuflich. Okay, eine der Teilnehmerinnen sah das vielleicht ein wenig anders, aber nicht jeder Autor macht orgastische Lebenserfahrungen, wenn er oder sie vor der Tastatur hockt. :o) Vielmehr sind es die Kleinigkeiten, die uns ablenken: ein unaufgeräumter Schreibtisch, das Telefon, die Freundin, die nur mal schnell auf einen Kaffee … oder das fiese Internet. Wiesler hat noch einige mehr aufgeführt, die ich natürlich brav aufgesogen und verinnerlicht habe. Immerhin kann man nie genug im Portfolio haben, um sich von lästigen Tätigkeiten abzulenken. Gleichwohl hat er aber auch Gegenstrategien genannt. So gibt es beispielsweise Programme, die einen den Zugang ins Internet blockieren, bis ein bestimmter Zeitraum vergangen ist. Man kann sich seine Schreibzeit als fixen Termin im Kalender eintragen, um das eigenen Gehirn zu überlisten und Recherchen auf eigens dafür definierte Zeiträume verlegen, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Alles in allem hat André Wiesler die Teilnehmer humorvoll und interessant mit den eigenen inneren Schweinehunden konfrontiert.

Veröffentlicht in Messen und Conventions

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